Schuldverschreibung
Was ist eine Schuldverschreibung?
Bei der Schuldverschreibung handelt es sich um ein wertpapierverbrieftes Darlehen, das regelmäßig auf den Inhaber lautet. Die Schuldverschreibung verbrieft ein Gläubigerrecht, das - im Gegensatz zur Aktie - inhaltlich unterschiedlich ausgestaltet werden kann. Die Schuldverschreibung ist langläufig besser als Anleihe oder Obligation bekannt. Schuldverschreibungen sind entweder festverzinslich oder vom Gewinn abhängig. Insgesamt lassen sich Schuldverschreibungen grob in drei Typen unterteilen:
  • Schuldverschreibung im klassischen Sinn mit fester Verzinsung
  • Schuldverschreibung mit gewinnabhängiger Ausschüttung, die sog. Gewinnschuldverschreibung
  • Mischformen
Die Schuldverschreibung kann auch mit Bezugsoptionen auf Aktien (sog. Optionsanleihe) oder mit Wandeloptionen (sog. Wandelanleihe) in Aktien ausgestaltet werden. Dem Inhaber der Schuldverschreibung, auch Anleihegläubiger genannt, stehen - im Gegensatz zum Aktionär - keine Mitgliedschaftsrechte zu, d. h. er hat kein Stimmrecht in der Hauptversammlung und ist grundsätzlich auch nicht zur Teilnahme an der Hauptversammlung berechtigt.
Von einer Teilschuldverschreibung spricht man, wenn die Ausgabe der Schuldverschreibung in einer vorher genau definierten Anzahl von Teilen erfolgt, die in ihrer Gesamtheit die Schuldverschreibung ergeben.
Wie bin ich am Erfolg der die Schuldverschreibung begebenden Gesellschaft beteiligt?
Soweit die Schuldverschreibung lediglich einen Anspruch auf eine feste Verzinsung beinhaltet, ist der Anleger nur insofern am unternehmerischen Erfolg beteiligt, als auch die Festverzinsung von der Gesellschaft verdient werden muss.
Zudem kann mit der Schuldverschreibung eine variable Verzinsung oder Gewinnbeteiligung verbunden sein. Diese kann über die Anleihebedingungen sehr unterschiedlich und flexibel gestaltet sein. Sie kann sich allein am Jahresüberschuss orientieren, aber auch am Umsatz oder am Umsatz im Verhältnis zur Bilanzsumme. Es werden auch Inhaberschuldverschreibungen aufgelegt, deren Ausschüttungen sich am allgemeinen Zinsniveau, also an Referenzzinssätzen am Geldmarkt, bestimmen. Variable Gewinnbeteiligungen sind auch mit einer Begrenzung nach oben denkbar.
Selbstverständlich ist darüber hinaus möglich, eine feste Verzinsung mit einer variablen Ausschüttung zu kombinieren. Die feste Verzinsung wirkt dann ähnlich wie eine Grund-, Mindest- bzw. Vorzugsausschüttung.
Die Schuldverschreibungen sind nicht an einem Verlust des Unternehmens beteiligt, so dass der Anleihegläubiger nach Ablauf der Anlagezeit einen Rückzahlungsanspruch in Höhe seines eingesetzten Kapitals hat.
Im Fall der Gewährung von Wandel- oder Bezugsrechten kann der Anleger bei Ausübung des Optionsrechts und anschließender Veräußerung der erworbenen Aktien Gewinne erzielen, da der Erwerb der Aktien regelmäßig zu vergünstigten Konditionen erfolgt.
Welche Steuern fallen bei einer Schuldverschreibung an?
Die Ausschüttungen rechnen steuerlich zu den Einkünften aus Kapitalvermögen und unterliegen der Einkommensteuer. Die steuerliche Veranlagung erfolgt dabei in zwei Schritten: Erst wird die pauschal berechnete Steuer von der Gesellschaft als Steuergutschrift des Anlegers an das Finanzamt abgeführt, anschließend wird im Rahmen der persönlichen Steuerveranlagung diese Gutschrift mit der individuellen Steuerschuld verrechnet.
Die Ausschüttungen bleiben steuerfrei, soweit sie zusammen mit sonstigen Kapitalerträgen des Anlegers den Sparer-Freibetrag (EURO 1.370,-) zzgl. Werbungskosten-Pauschbetrag (EURO 51,-) nicht übersteigen. Hält der Anleger die Schuldverschreibung im Privatvermögen, unterliegt der Veräußerungsgewinn - auch Spekulationsgewinn genannt - der Einkommensteuer, wenn zwischen der Anschaffung und der Veräußerung der Schuldverschreibung nicht mehr als ein Jahr liegt eine Freigrenze von EURO 512,- pro Jahr übersteigt.
Wie sicher ist die Anlageform Schuldverschreibung?
Bei der Gewährung von ergebnisunabhängigen Ausschüttungen ist die Schuldverschreibung als festverzinsliches Wertpapier eine relativ sichere Anlageform. Orientiert sich dagegen die Ausschüttung an dem erzielten Gewinn der Gesellschaft, ist sie von der Branche, in der die Gesellschaft tätig ist, von ihrer Stellung auf dem entsprechenden Markt bzw. Märkten und den unternehmerischen Fähigkeiten des Managements abhängig.
Bei der Ausübung von Wandlungs- oder Bezugsoptionen sind die Besonderheiten der Aktien als Anlageform zu beachten.
Die Sicherheit der Rückzahlung des eingesetzten Kapitals ist abhängig von der Bonität des begebenden Unternehmens. Insofern beurteilt sich die Sicherheit des Anleihekapitals weniger nach der Beteiligungsform "Inhaberschuldverschreibung", als vielmehr nach der wirtschaftlichen Kraft des Beteiligungsunternehmens und dem Geschick des Managements, das Unternehmen nachhaltig am Markt zu positionieren und dementsprechend Erträge zu generieren.
Neben den allgemeinen wirtschaftlichen Risiken, mit denen eine unternehmerische Beteiligung immer verbunden ist, besteht bei nicht amtlich notierten Inhaberschuldverschreibung ein Fungibilitätsrisiko, da für diese Anlageform nur ein begrenzter Markt existiert. Die Veräußerbarkeit auf dem Freien Markt kann sehr erschwert oder gar unmöglich sein (siehe Kann ich meine Schuldverschreibung verkaufen?).
Die Schuldverschreibung ist demzufolge eine Chancen- und Risikoanlage, wobei den erhöhten Renditeaussichten ein (Teil-)Verlustrisiko gegenübersteht, d. h. der Verlust des eingesetzten Kapitals kann von vornherein nicht ausgeschlossen werden.
Wie lange ist mein Kapital bei der Schuldverschreibung gebunden?
Durch die Begebung von Schuldverschreibungen fließt der emittierenden Gesellschaft das Anleihekapital zu. Die Dauer der Bindung dieses Kapitals in der Gesellschaft bestimmt sich nach der in den Anleihebedingungen vereinbarten Laufzeit. Es gibt Schuldverschreibungen sowohl mit begrenzter als auch mit unbegrenzter Laufzeit. Nach Ablauf der Laufzeit bzw. nach Kündigung ist das Anleihekapital zur Rückzahlung fällig.
Der Anleihegläubiger ist grundsätzlich an diese Laufzeit gebunden. Natürlich besteht immer die Möglichkeit eines Verkaufs seiner Inhaberschuldverschreibungen (siehe Kann ich meine Inhaberschuldverschreibungen verkaufen?).
Vorbörslich ausgegebene Schuldverschreibungen können durch Zeichnung und Überweisung der Zeichnungssumme auf das Konto der Gesellschaft erworben werden. Soweit die Schuldverschreibungen in Einzel- oder Sammelurkunden verbrieft sind, erhält der Zeichner nach Eingang des Kapitals beim Unternehmen eine entsprechende Anzahl von Urkunden ausgehändigt. Zeichnungen werden von Finanzdienstleistern vermittelt oder können direkt beim Unternehmen erfolgen.
Nehmen die Papiere am Girosammelverfahren teil, dann werden sie nicht in Einzelurkunden verbrieft, sondern lediglich in das Wertpapierdepot des Anlegers bei seiner Bank gebucht. Auch die Zahlungen können dann über die Bank, ggf. im Lastschriftverfahren, abgewickelt werden.
Welche Kosten sind mit dem Erwerb der Schuldverschreibung verbunden?
Bei Schuldverschreibungen, die direkt beim Unternehmen gezeichnet werden, können weitere Kosten gänzlich entfallen. Die Anleihebedingungen können jedoch auch Aufschläge zum Nennwert oder ein Agio vorsehen. Nimmt man für die Zeichnung die Dienste eines Finanzdienstleisters (Bank, Anlagevermittler o. ä.) in Anspruch, können (zusätzliche) Provisionen oder Honorare anfallen, die entweder unmittelbar an den Vermittler oder an das Unternehmen zu zahlen sind.
Werden die Schuldverschreibungen in einem Depot gehalten, fallen zusätzlich die hierfür üblichen Bankgebühren an.
Der Anleihegläubiger hat in der Regel nur die Pflicht, den Kaufpreis sowie die zusätzlich mit dem Erwerb anfallenden Kosten zu entrichten. Darüber hinausgehende Verpflichtungen können in den Anleihebedingungen festgesetzt sein.
Eine Nachschusspflicht besteht für den Anleihegläubiger nicht. Der Anleihegläubiger ist grundsätzlich an die Laufzeit der Schuldverschreibung gebunden und muss sein Kapital während dieser Zeit in der Gesellschaft belassen (siehe Wie lange ist mein Kapital gebunden?).
Im Gegensatz zum Aktionär hat der Anleihegläubiger kein Stimmrecht in der Hauptversammlung bzw. Gesellschafterversammlung.
Kann ich meine Schuldverschreibung verkaufen?
Die Anleihebedingungen können vorsehen, dass die Schuldverschreibungen beschränkt übertragbar sind. In aller Regel sind sie zur Wahrung der Anlegerinteressen jedoch frei übertragbar.
Der Verkauf von Schuldverschreibungen, die an der Börse gehandelt werden, stellt in aller Regel kein Problem dar. Durch einen Verkaufsauftrag des Anleihegläubigers an seine Bank, wird diese die Wertpapiere an der Börse wieder verkaufen können.
Problematischer dagegen ist der Verkauf einer vorbörslichen, auf dem Freien Kapitalmarkt gehandelten Schuldverschreibung. Zwar gibt es auch hier Makler, die außerbörslich emittierte Wertpapiere handeln. Diese sind zahlenmäßig jedoch geringer als die im börslichen Bereich tätigen Makler. Darüber hinaus muss der verkaufende Anleihegläubiger meist warten, bis der Makler einen Käufer gefunden hat, da es sich um sogenannte marktenge Papiere handelt. Im ungünstigsten Falle ist die Veräußerung mangels Kaufinteressenten nicht möglich.
Welche Unternehmen begeben Schuldverschreibungen?
Da die Begebung von Schuldverschreibungen nur rudimentär gesetzlich geregelt ist, können Schuldverschreibungen von allen Unternehmen unabhängig von ihrer Rechtsform begeben werden. Schuldverschreibungen können als Wertpapiere auch an einer Börse notiert werden, so dass sich über diesen Weg auch für Unternehmen in der Rechtsform z. B. der GmbH oder KG die Möglichkeit eröffnet, den Geregelten Kapitalmarkt in Anspruch zu nehmen.
Derzeit sind die meisten börsennotierten Schuldverschreibungen von Banken und von international tätigen Konzernen ausgegeben worden.
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